Anlässlich des D.A.U. Treffens im Februar 2016 überraschte unser Mitglied Sayrum mit PC-Lautsprechern der besonderen Art. Bei einem seiner letzten Streifzüge durch
eine Filiale des schwedischen Möbelriesen IKEA fand er einen formschönen Bambusübertopf, der auf den wohlklingenden Namen "Vildapel" hört. Sofort musste Sayrum an einen kleinen
Breitbandlautsprecher denken, der sich seit geraumer Zeit in seinem Fundus befand. Der B3N von HiVi-Research und das schmucke schwedische Bambus-Behältnis müssten sich zu einem ansehnlichen und
wohlklingenden Desktop-Lautsprecher kombinieren lassen. So kam es, dass ein Paar der Behausungen in Sayrums' Einkaufswagen landeten.
Swans B3N
Fs: 77 Hz
Re: 6,5 Ohm
Qms: 4,48
Qes: 1,07
Qts: 0,86
Vas: 1,7 Liter
Mms: 3,2 Gramm
Sd: 30 cm²
BL: 3,1 T/M
Cms: 1,32 mm/N
Rms: 0,35
Xmax: 3 mm
Spl@2,83V: 81 dB
Mit diesen TSP qualifiziert sich das kleine, haptisch übrigens einwandfreie, Chassis vorzüglich für den Einbau in ein CB-Volumen von 2-3 Litern. Sayrums Idee, dass der B3N und das Vildapel eine funktionierende Einheit bilden könnten, war also richtig.
Im nächsten Schritt wurden die Gehäuse einer Bearbeitung unterzogen. Da die Verzapfungen an den Gehäuseecken nicht luftdicht sind, wurden diese mit Acrylkleber abgedichtet. Die nur etwa 6mm dicken Gehäusewände wurden zusätzlich mit Alubutyl verstärkt.
Nachdem das Chassis im Gehäuse montiert war, konnten Messungen des unbeschalteten Chassis vorgenommen und diese in das Programm Boxsim eingegeben werden.
B3N unbeschaltet
Zunächst wurde mittels eines Sperrkreises lediglich eine Korrektur des Baffle-Steps vorgenommen. Im Hörtest stellte sich jedoch heraus, dass der Peak zwischen 7-8 kHz ebenfalls einer Bearbeitung bedarf. Gerade im Nahfeld erweist sich diese Überhöhung als sehr lästig. Ein weiterer kleiner Sperrkreis sorgt für ausgeglichene Verhältnisse. Einzig der Peak bei ca. 15 kHz fand bei der Korrekturschaltung keine Beachtung. An dieser Stelle ist zum einen das menschliche Gehör sehr unempfindlich, und zum zweiten reguliert sich die Intensität der Spitze durch den Abhörwinkel auf ein zu vernachlässigendes Niveau.
B3N beschaltet
Die beiden preiswerten Sperrkreise führen zu einem sehr linearen simulierten Frequenzverlauf, der zu den oberen Höhen ansteigt. Die Energieabgabe ist ebenfalls sehr gleichmäßig, so dass Relektionen die durch die Aufstellung auf einer Tischplatte unvermeidbar sind, nicht negativ auffallen werden. In der realen Messung zeigt sich, dass die Korrektur der Spitze um 7-8 kHz zu einer kleinen Absenkung des Frequenzganges führt. Gehörmäßig tritt das nicht negativ in Erscheinung. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall, wie Versuche ergaben.
Messung B3N beschaltet mit 2 Sperrkreisen
Korrekturschaltung
Impedanzverlauf
Kluge Köpfe werden erkennen, dass der Impedanzverlauf des Böxleins auf eine Reflexabstimmung hindeutet. Eingangs hatte Sayrum überlegt, den B3N mittels eines HP-Kondensators an das geringe Volumen von knapp 2 Litern anzupassen. Seine Neugierde überredete ihn jedoch, die zwei noch irgendwo in seiner Werkstatt herumliegenden und definitiv zu nichts anderem zu gebrauchenden Dynavox DY103/9A zu Passivmembranen zu degradieren und den Vildapel damit zu veredeln. Die Maßnahme führt bei Beschwerung der PM mit zusätzlichen 13 Gramm zu einer Abstimmung auf etwa 95Hz, welche dem kleinen Asiaten im Schwedenkleid zu einer Basswiedergabe bis knapp unter 80 Hz verhilft.
Zunächst wurde mittels einer kleinen Metallsäge der Magnet des DY-103/9A entfernt.
Entfernung des Magneten
Um die Membran mit dem notwendigen Zusatzgewicht zu beschweren, griff Sayrum zu einer recht unkonventionellen Methode. Durch den Schwingspulenträger hindurch klebte er vier 2-Cent Münzen auf die Dustcap.
PM mit Zusatzgewicht
Das Gewicht der vier Münzen beträgt exakt 12,24 Gramm. Zusammen mit dem zur Befestigung verwendeten Zwei-Komponenten-Kleber ist man den benötigten 13 Gramm Zusatzgewicht hinreichend nah.
Fertig bearbeitetes Gehäuse noch ohne Boden
Rückansicht mit Passivmembran
Als Fuß für die kleinen wilden Äpfel nutzt Sayrum den mitgelieferten Plastikeinsatz des Übertopfes. Der Einsatz wird einfach mittig unter das mit einem Boden aus 12mm Multiplex versehene Gehäuse geschraubt. Praktisch ist, dass die Weichenteile und die Anschlussklemmen Platz in diesem formschönen Sockel finden.
Im Nahfeld auf dem Tisch aufgestellt spielen die kleinen Lautsprecher sehr schön und bieten sogar so etwas wie Bass. Natürlich sind Pegel und Tiefgang begrenzt, aber der Klang ist wirklich sehr sehr ausgeglichen mit perfekter Räumlichkeit.
Chapeau, Sayrums erste Eigenentwicklung weiß durchaus zu beeindrucken.
Stand März 2016
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Peh (Freitag, 03 Dezember 2021 17:10)
Moin,
habe nun endlich die Blumentöpfe bei IKEA in meiner nähe gefunden und bin super froh diese Lautsprecher endlich gebaut zu haben! Klingen auf dem Schreibtisch einfach viel größer und voller als man es bei dem kleinen BB vermuten würde. Vielen dank für diesen genialen Lautsprecher.