JukeBox BSNL 9000 - Eleganter Power HiFi Lautsprecher mit 15" und AMT

Wir schrieben den 09. März im Jahre des Herrn 2018. Startdatum für unser inzwischen 6. D.A.U. Treffen. Wie jedes mal sind die Teilnehmer gespannt, was ihre Mitstreiter an neuen Lautsprecher-Konstruktionen zu präsentieren haben. Dieses mal war es unser Christian, der die spektakulärste Kiste in den Hörraum wuchtete. Dazu muss man wissen, dass Christian es eigentlich gerne groß mag. Sehr groß, um es auf den Punkt zu bringen. Die JukeBox BSNL 9000 hingegen ist eine Kompaktbox. Jedenfalls in den Augen von Christian. Um dem Gerät einen Hauch von "WAF" mit auf den Weg zu geben, pflanzte der den verwendeten 15 Zöller schlicht auf die Seite. Ja, natürlich ist die Trennfrequenz zum 6 Zoll MItteltöner in diesem Fall etwas zu hoch. Aber hier war nicht ein Lautsprecher mit perfektem Abstrahlverhalten und aalglattem Amplitudenverlauf das Ziel. Nein, die Jukebox BSNL 9000 sollte ein Lautsprecher werden, der auch mal abartige Pegel bei sehr gutem, highfidelem Klang in dem Raum zaubern kann.

 

Als Tieftöner wählte Christian den Beyma SM-115K, einen veritablen 15 Zöller aus spanischer Produktion.

Beyma SM-115K

Durch seinen günstigen TSP-Satz benötigt der Beyma SM-115K recht wenig Volumen um nennenswerte Bässe abzustrahlen.

  • Fs: 29 Hz
  • Re: 6,1 Ohm
  • Qms: 5,8
  • Qes: 0,26
  • Qts: 0,25
  • Vas: 273 L
  • Cms: 250 µm / N
  • RMS: 3,8 kg / S
  • Sd: 880 cm²
  • Le: 1,6 mH
  • Xmax: 8 mm

 

In etwa 70 Litern vermag das Chassis beschaltet bis um die 40 Hz zu spielen. Natürlich hätte man mit erhöhtem Volumen noch das eine oder andere Hertzchen mehr heraus kitzeln können, aber auch das war nicht Chrstians Ziel. Und da war ja auch noch der WAF, den es zu beachten galt.

Beyma SM-115K in 70 Litern BR

Den Mitteltonbereich übernimmt ab etwa 400 Hz der kleinere Bruder 6Mi90, der ebenso bei Beyma in Moncada vom Band läuft.

Beyma 6Mi90

Hatte Christian anfangs noch geplant, den Lautsprecher markenrein aufzubauen und im Hochtonbereich den Beyma CP-16 einzusetzen, entspuppte sich während unseres Treffens die alternative Bestückung, die Christian bereits vorbereitet aus dem Ärmel zog, als die deutlich bessere. Der kleine AMT 50 von Omnes Audio komplettiert so die Kombination nach oben. Etwaige Zweifel ob seiner Belastbarkeit können wir getrost vom Tisch fegen. Über das gesamte Wochenende spielte die JukeBox BSNL 9000 immer wieder, oft über Stunden, mit ziemlich brachialem Pegel. Der kleine Hochtöner hat es klaglos überstanden.

Omnes Audio AMT 50

Zunächst wurde ein würdiges Gehäuse mit entsprechenden Verstrebungen, die rund um den Tieftöner herum eingebracht wurden, aufgebaut.

Nachdem das Gehäuse bedämpft war alle Chassis ihren Platz fanden, wurden Messungen im unbeschalteten Zustand durchgeführt. Dabei stellte sich heraus, dass der Mitteltöner eine kleine Zicke mit "Charakter" ist. Die Unregelmäßigkeiten, zu denen sich naturgemäß noch Effekte des Baffle Steps und von Kantendiffraktion hinzu gesellen, ließen sich weitgehend eliminieren. 

Beyma 6Mi90 unbeschaltet

Wie bereits eingangs erwähnt, fand statt des ursprünglich vorgesehenen Beyma CP-16 Hochtonhorns der kleine AMT50 von Omnes Audio Einzug in das schmucke Kabinett. Dieser zeigte sich als hinreichend schalldruckstarker Partner, der den CP-16 klanglich um Welten überflügelt.

Omnes Audio AMT50 unbeschaltet

Nach einiger Simulations-und Messarbeit hatte der Konstrukteur eine Weichenabstimmung gefunden, die seinem Ziel, einen "Power HiFi Lautsprecher" nach seinem Geschmack zu konstruieren, entsprach. Nach kleineren Änderungen in der Feinabstimmung stellte sich folgender Amplitudenverlauf auf Achse ein.

"Jukebox BSNL 9000" Fernfeld- und Nahfeld gemerged, Nahfeld des TT angefügt, ohne Portanteil

Die Trennfrequenz vom Tieftöner zum Mitteltöner liegt mit gut 300Hz zu hoch. Christians Ziel bei der Entwicklung war aber nicht, unter HiFi-Gesichtspunkten alles vollkommen korrekt zu machen. Der Lautsprecher soll in erster Linie "ordentlich Pegel bei gutem Klang" produzieren, und genau das kann er. Zudem waren, wie bereits erwähnt, gewisse Anforderungen an den WAF einzuhalten. Nicht vergessen darf man auch, dass die Betriebssicherheit des 6Mi90 durch die hohe Trennung nicht unwesentlich verbessert wird. Der Anteil des Ports ist in obiger Grafik nicht ersichtlich, jedoch zeigt sich die Nullstelle der Abstimmfrequenz sehr deutlich bei 30 Hz. In der Praxis wurde die Abstimmung noch etwas angehoben.

"Jukebox BSNL 9000" Winkelmessungen 0° - 40°

Die "Jukebox BSNL 9000" funktioniert auch unter Winkeln noch ordentlich. Obige Grafik zeigt eine Messung von 0° - 40°. Im Bereich unter etwa 500Hz sieht man Pegelunterschiede, welche darin begründet liegen, dass der Konstrukteur den Lautsprecher während der Messungen über die Seite des Tieftöners gedreht hat. Durch die spiegelbildliche Anordnung des 15 Zöllers kann durch unterschiedliche Aufstellung mit dem Pegel im Bass experimentiert werden. Unter noch größeren Winkeln, die etwa 50° überschreiten, wird es etwas welliger, was dem gesamten Konzept in seiner Form und für seine Bestimmung definitiv keinen Abbruch tut. Jedenfalls können sich die Messungen des Klirrs mehr als sehen lassen.

"Jukebox BSNL 9000" Klirr @ 90dB

"Jukebox BSNL 9000" Klirr @ 100dB

Der Aufwand für die Beschaltung der "Jukebox BSNL 9000" hält sich in erfreulich niedrigen Grenzen. So ist der seitliche Tieftöner lediglich mit einem 12dB Filter, welchem ein Saugkreis unter die Arme greift, bestückt. Ähnlich einfach geht es im Mitteltonbereich weiter. Der Bandpass ist ebenfalls in 2. Ordnung aufgebaut. Hier bremst ein zusätzlicher, kleiner Sperrkreis den 6MI90 im Bereich des Baffle Step ein wenig ein. Ein simpler Widerstand schafft für passende Pegelverhältnisse. Beim AMT50 griff Christian in die Trickkiste. Das kleine Chassis wird lediglich mittels eines Kondensators eingeschleift. Eine nachgeschaltete Spule senkt den ansteigenden Hochtonbereich. Fertig!

"Jukebox BSNL 9000" Weichenplan

Die nachfolgenden Renderings und den bemaßten Bauplan hat unser Mitglied Lars für Christian angefertigt. Bitte beachten, dass die Gehäuse spiegelbildlich aufgebaut werden müssen.

Der AMT50 wird einfach in einem Kästchen so auf der Box positioniert, dass er sich 1cm hinter hinter der Schallwand befindet. So stellt sich der linearste Amplitudenverlauf ein. Das Kästchen soll in seinen Außenmaßen bündig mit der Frontplatte des AMT abschließen. An die Form des Aufsatzes sind ansonsten keine weiteren Bedingungen geknüpft. Christian hat ein spitz nach hinten zulaufendes, längliches Gehäuse realisiert. In diesem Gehäuse hat Christian auch die beiden Bauteile für die Beschaltung des AMT50 untergebracht. Der Anschluß zur Weiche im Bassgehäuse erfolgt über eine Steckverbindung.

Die Bedämpfung des Gehäuses gestaltet sich recht simpel. Der Boden wird großzügig mit Mineralwolle gefüllt, welche mit einer 50mm starken Lage Basotect einige Zentimeter unterhalb des Ports abgeschlossen wird. Natürlich ist es legitim, die MIneralwolle durch andere Materialien zu ersetzen. Wer möchte, kann den Deckel hinter der Mitteltonkammer ebenfalls bedämpofen. Christian hat es bei seinen Lautsprechern nicht getan. Es besteht keine Notwendigkeit. Beim Mitteltongehäuse wird lediglich die Rückwand mit 60-70mm Basotect ausgekleidet. In den verbleibenden Raum wird locker Polyesterwatte gefüllt.

Was soll man zu einem solchen Lautsprecher schreiben? Den muss man gehört haben. Das Ding schleudert mit einer federleichten Dynamik um sich, dass es eine wahre Freude ist. Bässe, die man wirklich als solche bezeichnen kann und muss. Auch im Mitteltonbereich gibt es nichts auszusetzen. Der 6MI90 macht seine Arbeit richtig gut. Erstaunlich auch, wie gut der kleine AMT50 in der Kombi harmoniert. Keine Frage, dieser Lautsprecher hat Ecken und Kanten. Er macht dennoch seeeehr viel richtig und das mit ordentlichem Pegel. Das macht Spaß. So muss Power Hifi sein!

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Kommentare: 4
  • #1

    Matthias (Mittwoch, 05 Januar 2022 18:13)

    Hallo!

    Da ich bald aus dem aktiven Erwerbsleben ausscheide und dann mehr Zeit habe, möchte ich eure Konstruktion nachbauen. Vielen, vielen Dank für diese Entwicklung und Veröffentlichung.

    Aber ich finde keine Angaben zur Baßrefleabstimmung. ? Es wird ein Lochkreis von 100mm angegeben. Aber weder der tatsächliche Innendurchmesser, nicht die Form (Konisch zulaufend?) noch die effektive Länge?

    Geht ihr von einer selbst zu leistenden Abstimmung aus? Nach dem Bild im Bauplan scheint der BR-Kanal nicht konisch zuzulaufen und ca. 200mm lang. Oder ist das nur für die Anschaulichkeit und ohne Maßgabe? Ich vermute, dass ein Verlegen der BR-Öffnung auf die Tieftönerseite ohne Einbußen möglich ist?

    Ich wäre dankbar, wenn Jemand mir hilft. Wenn ich die Konstruktion baute werde ich dann hier auch berichten. Ich habe nämlich ausgesprochen gute Lautsprecher. Allerdings mit sehr schwachem Wirkungsgrad und nicht für wirkliche Konzertlautstärken. Dipole, Flächenstrahler. Also, für das Kind der 70er Konzerte muss was Zweites her.

    Viele Grüße

    Matthias

  • #2

    Gazza (Mittwoch, 23 März 2022 15:41)

    Moin,

    es handelt sich in der Tat um ein BR-Rohr mit 10cm Durchmesser. Dieses wird auf 20cm abgelängt.
    Bei diesen doch sehr kruden Maßen macht die eigentliche Bauform kaum noch unterschiede; da wirken sich Unterschiede bei den Treiber-Parametern schon eher aus.
    Ein Verlegen des Reflex-Rohres auf die Chassis-Seite kann ich nicht empfehlen, denn dort entstünden ggf. Interferenzen und bei der Länge des Rohres wird es mit der Gehäusebreite auch kritisch. Empfehlung ist klar: Bitte im Original aufbauen.
    Viel Spaß mit dem Projekt; es wird ein sehr amtlicher LS werden, der bei Dir einzieht.

    LG Gazza

  • #3

    Andreas Horstmeier (Sonntag, 25 Dezember 2022 14:24)

    Moin Gazza,
    kannst Du noch Empfehlungen zu Händlern der Frequenzweichenbauteile, Chassis und Schreinern für den Zuschnitt von den Gehäuseteilen machen?

    VLG

    Andreas

  • #4

    Gazza (Mittwoch, 22 Februar 2023 20:38)

    Moin,

    jemanden explizit hervorheben würde ich jetzt nicht, dernn manchmal variieren Preise aus verschiedenen Gründen, etc.; wir haben aber Händler, bei denen wir mehrfach immer wieder gute Erfahrungen gemacht haben. verlinkt. Schau dort mal;-)

    LG Gazza

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  • www.gazza-diy-audio.de: relativ neu in der Szene, daher noch wenige aber überzeugende Projekte / D.A.U. Mitglied
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