Vor einigen Wochen war unserem D.A.U.-Mitglied Gazza eines der neuen Gradient Chassis bei Intertechnik ins Auge gefallen. Wir sprechen vom Gradient CR-100. Das Chassis zeigte lt. Hersteller-Datenblatt absolut praxistaugliche Parameter. Unsere Messungen der TSP decken sich prächtig mit den Daten des Herstellers, so dass das Chassis nicht nur mit Polkernbohrung und fettem Antrieb daherkommt, sondern darüber hinaus auch fast 50Hz untere Grenzfrequenz aus nur etwas mehr als 5 Litern Bassreflex-Gehäuse 'zaubert'.
Damit lässt sich problemlos ein kleines BR-Gehäuse bei leicht fallender Abstimmung simulieren. Die leicht fallende Abstimmung haben wir deshalb gewählt, weil solch ein kleiner Lautsprecher für wandnahen Einsatz geradezu prädestiniert ist.
Wir haben etwas länger intern über einen möglichen Spielpartner diskutiert. Letztlich ist die Wahl auf einen HT mit Waveguide aus dem Hause Dayton gefallen; (Dayton ND25FW-4), welchen unser D.A.U.-Mitglied Lars ausgeguckt hatte. Dieser HT schien gut zum Projekt zu passen und ist obendrein beim gleichen Vertrieb wie der TMT zu beziehen. Die Messungen im Testgehäuse haben uns direkt begeistert:
Auch bzgl. der Impedanz lässt sich der Töner nichts zu schulden kommen:
Die Messungen des Gradient TMT im Gehäuse bestätigen die Simu; Punktlandung!
Einen Wermutstropfen hat das Ganze dann aber doch. Der FG des Gradient präsentiert sich zwar weitreichend, weist aber eine Störung im Bereich des Baffle Steps auf bevor er sich mit einer größeren Resonanz bei 6kHz verabschiedet.
Es wird direkt klar, dass hier Kompromisse gemacht werden müssen. (Aber das war bei einem Töner für gerade mal 20€ irgendwie klar.) Entweder sehr tiefe Trennung, hoher Schaltungsaufwand oder...! Tiefe Trennung machen in dem Fall günstige Hochtöner wie der Dayton meist nicht mit; hohen Schaltungsaufwand wollten wir bei einem solch preiswerten Projekt nicht betreiben. Daher haben wir uns für das 'oder' entschieden. Das 'oder' bedeutet in diesem Fall, dass wir uns für Abweichung von absoluter Linearität entschieden haben, die hauptsächlich aus etwas unruhigen FG des Gradient oberhalb 1kHz resultiert.
Herausgekommen ist ein absolut toller HiFi-Lautsprecher, der sich mit seiner geringen Größe für vielfältige Einsatzzwecke anbietet. Die DAUmino "S" spielt schön ausgewogen, langzeittauglich mit
angenehm druckvollem Bass, sodass sie auch in mittelgroßen Räumen (bei Abstrichen im absoluten Pegel) eine vorzügliche Figur macht. Der finanzielle Aufwand von ca. 55€ für Chassis und Weiche +
Gehäuse ist in Anbetracht des Gebotenen geradezu lächerlich günstig.
Die Daumino ist vollständig inklusive Bauplan, Bedämpfung, Weiche und weiteren Erklärungen auf Gazza's Seite dokumentiert.
Als Service bzw. Anreiz evtl. selbst mal etwas mit diesen Chassis anzustellen, bieten wir nachstehend die Messfiles für eigene Simulationen an. Gemessen wurden die Chassis jeweils auf Achse. (Daher bitte die jeweiligen SEOs beachten.)
Hinweis: Für Simus bitte berücksichtigen, dass der SEO des Dayton HT 22mm hinter der Schallwand liegt, der des Gradient TMT 37mm.
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Helge Langer (Freitag, 16 Dezember 2022)
Hallo D.A.U.
ich hätte Lust eine Daumino S zu bauen. Allerdings würde ich sie gerne etwas weniger tief - dafür höher - bauen.
Dabei wird dann die Länge des Bassreflexrohrs kritisch. Wie kommt man zu einem kürzeren Rohr? Macht man es dicker? Kennt Ihr eine Formel? Kann man 2 mit halber Länge nehmen? Oder wisst Ihr einen guten Link?
Vielen Dank,
Helge
Gazza (Mittwoch, 22 Februar 2023 20:45)
Moin,
davon würde ich abraten, weil es ggf. die Schallwandgeometrie für die Chassis verändert; dazu kommt, dass ein kürzeres Rohr bedeutete, dass der Querschnitt des Rohres noch geringer würde. Da hätte ich Sorge, dass es zu hörbaren Strömungsgeräuschen kommt.
Bei Einhaltung der Schallwandgeometrie und ansonsten höherer Box bliebe sonst nur die Oberseite für das Reflexrohr; dann aber sichern gegen Gegenstände, die dort hineinfallen können (oder von KIndern reingeworfen werden).
LG Gazza