Anfang 2025 kam Sebastian, ein User unserer FB-Gruppe, mit dem ich vor ein paar Jahren schon mal Kontakt hatte, auf mich (Oli) zu und fragte nach, ob man die Asathor evtl. mit einem anderen Horn
und Hochtontreiber bestücken könnte. Er hatte nämlich noch je zwei 18sound nd1018bt und RCF H100 übrig, die er gerne dafür verwenden möchte.
Leider kommt der Tausch der ganzen Hochtoneinheit aber einer kompletten Neuentwicklung gleich und die 18Sound/RCF Kombi passt auch kostentechnisch nicht besonders gut zum doch recht günstigen
Asathor-Bass. Da ich grundsätzlich aber Lust auf ein neues Projekt hatte, habe ich Sebastian vorgeschlagen, mit einem anderen Tieftöner eine ganz neue Box für ihn zu entwickeln. Nachdem wir
einige Kandidaten besprochen hatten, fiel unsere Wahl auf den Fane Sovereign Pro 12-500. Zwei der Fanes befanden sich bereits in meinem Besitz, mein DAU-Freund Markus hatte sie mir
großzügigerweise als Gegenleistung für mein ausgemustertes Umik-1 überlassen.
Die TSP-Messungen per DATS brachten leicht abweichende Werte gegenüber dem Datenblatt hervor, was uns in diesem Fall allerdings in die Karten spielte und in 110L Bassreflex saubere 40Hz
Grenzfrequenz (f3) liefert.
Nachdem die HT-Treiber und Hörner bei mir angekommen waren, ging es dann auch gleich los. Ein passendes Testgehäuse war glücklicherweise noch vorhanden, und so waren die ersten Messungen schnell gemacht.
Die Hornkombi läuft bis unter 1kHz schön ausgewogen mit nur minimalen Schönheitsfehlern und sehr gleichmäßigem Rundstrahlverhalten. Das passt also schon mal sehr gut zusammen, nun musste nur noch der Tieftöner mitspielen.
Der Baffle-Step verursacht hier eine deutliche Überhöhung im Bereich um 600Hz. Danach fällt der Pegel recht zügig wieder, Resonanzen treten aber erst deutlich über 1kHz auf.
Der mögliche Übernahmebereich zwischen Horn und Tieftöner ist recht schmal, was die Abstimmung nicht einfach machen wird. Grundsätzlich sollte es mit etwas Feinarbeit aber möglich sein, die
beiden Chassis zu einem harmonischen Zusammenspiel zu überreden.
Sodann wurde Vituixcad mit den Messungen gefüttert und erste Versuche gestartet. Der Tieftöner benötigte, wie zu erwarten war, etwas mehr Aufmerksamkeit, um seine Eigenheiten und den
Schallwandeinfluss auszugleichen. Bei recht großen Lautsprechern mit Horn-Hochtöner bekommt man außerdem oft Probleme mit der akustischen Phase durch den recht großen Abstand der Chassis
zueinander und auch den nach hinten versetzten Schallentstehungsort beim Hochtöner. Das hat auch hier die Arbeit zusätzlich erschwert. Schlussendlich ist es aber gelungen, einen sehr guten
Kompromiss zu finden:
Insgesamt läuft die Box sehr schön ausgewogen und mit gleichmäßigem Rundstrahlverhalten. Erst unter größeren Winkeln machen sich die Phasenprobleme bei der Trennfrequenz ein wenig bemerkbar, doch
das ist vernachlässigbar.
Die akustischen Messungen bestätigten einmal mehr die Vorhersage von Vituixcad:
Da Sebastian auch viel Rock und Metal hört, wünschte er sich eine Anpassung im Präsenzbereich, um schwierige Aufnahmen, besonders bei hohen Abhörpegeln, etwas erträglicher zu machen. Dies konnte recht einfach durch Variation des ersten Kondensators im Hochtonzweig der Weiche erreicht werden. Je kleiner Dieser ausfällt, desto weniger Energie wird in diesem Bereich abgestrahlt. Durch Parallelschaltung von insgesamt 4 Caps können so verschiedene Abstimmungen realisiert werden. Grundlage bilden zwei 1,2µF Caps, die zusammen 2,4µF ergeben. Wahlweise können noch 0,33µF und/oder 0,56µF parallel geschaltet werden. Sind alle Kapazitäten aktiv, ergibt sich die lineare Abstimmung. Gemessen sieht das so aus:
Der Weichenplan kann man dem folgenden Bild entnehmen:
Die Maße der Tabula rasa habe ich hier zusammengefasst:
Die Weichen- und Baupläne sind für private Nutzung freigegeben. Jegliche Form der gewerblichen Nutzung oder Verbreitung ohne vorherige Absprache ist untersagt und wird strafrechtlich verfolgt.
Als Material wird 21mm Plattenwerkstoff für die Front und 18-19mm für den Rest des Gehäuses verwendet. Das Weichenfach im Boden hat 4cm Höhe. Es wird ein BR-Kanal mit 15cm Durchmesser und 15cm Länge oder zwei Rohre mit je 10cm Druchmesser und 12,5cm Länge verwendet.
Im Inneren wird der Boden bis zur Unterkante des Reflexkanals mit Polyesterwatte gefüllt. Die Wände werden mit ca. 2cm Akustikvlies (Teichvlies 500g oder Ähnliches) ausgekleidet und an der
Rückwand über dem Reflexkanal wird noch eine Lage Noppenschaumstoff mit ca. 5cm Stärke auf dem Vlies angebracht.
Zwischen den Chassis sowie unterhalb des Tieftöners kommt je eine Kreuzstrebe zur Stabilisierung in die Box.
Klanglich hat sich der Aufwand bei der Weiche definitiv gelohnt. Die Tabula rasa spielt auch leise und feine Töne sehr ausgewogen und mit schöner Auflösung. Bei Bedarf kann sie aber auch mal
richtig die Kuh fliegen lassen, ohne dabei jedoch ihren souveränen klanglichen Auftritt zu verlieren. Sebastian hat es wie folgt beschrieben:
"Die Tabula rasa gieren nach Energie. Etwa 95db Wirkunsgrad sind eine Ansage.
Ich bin schwer begeistert mit welcher Leichtigkeit man Lautstärken über 100db auf dem Hörplatz erreicht und es aber noch absolut entspannt ist!
Ich habe meinen Spaß… in diesem Sinne, lass ich’s krachen."
Hier noch der Warenkorb für den Quint-Store und ein paar weitere Bilder:
Preisstand: 01.08.2025